SRH Fernhochschule - The Mobile University
News

Praxistage Soziale Arbeit: Jugendkriminalität hautnah erleben

Die Praxistage boten den Studierenden spannende Einblicke in zwei sehr unterschiedliche Formen des Strafvollzugs und zeigten wie wichtig die Arbeit von Sozialarbeiter:innen ist.

Im August hatten 16 Studierende des Studiengangs Soziale Arbeit im Rahmen der Praxistage unter der Leitung von Prof. Dr. Angela Teichert die Möglichkeit, tief in das Thema Jugendkriminalität einzutauchen. Zwei sehr unterschiedliche Formen des Strafvollzugs standen im Fokus: die Jugendstrafvollzugsanstalt Regis Breitingen und der Strafvollzug in freien Formen, wie das Seehaus Leipzig. Diese Praxistage boten nicht nur spannende Einblicke in das System, sondern auch wertvolle Erfahrungen für die berufliche Zukunft der Teilnehmenden. Nicht zuletzt konnte man sich mit anderen Studierende persönlich vernetzen und austauschen.

Einführung in die Welt der Jugendkriminalität

Der erste Tag begann mit einer Einführung von Prof. Dr. Angela Teichert, die die Studierenden auf die bevorstehenden Praxisbesuche vorbereitete. Sie erklärte die Grundlagen der Jugendkriminalität und die Rolle von Sozialarbeitenden im Gefängnisumfeld. Zusätzlich gab Sandra Münch vom Verein Bon Courage e.V. einen wichtigen Input zu rechtlichen Fragen, die junge Inhaftierte betreffen. Vor allem das Asyl- und Aufenthaltsrecht spielen hier eine große Rolle, da viele der Jugendlichen mit Migrationshintergrund konfrontiert sind.

Die erste Station: Jugendstrafvollzugsanstalt Regis Breitingen

Am nächsten Tag stand der Besuch der Jugendstrafvollzugsanstalt in Regis Breitingen an. Für viele der Teilnehmenden war es der erste Einblick in ein Gefängnis. Nicole Siem, eine der Studierenden, beschrieb ihre Eindrücke: 

Der Besuch hat mir gezeigt, wie sehr die Bedingungen einer solchen Institution die Resozialisierung beeinflussen. Besonders der Austausch mit den Jugendlichen vor Ort hat mir die Fremdbestimmung deutlich gemacht, die viele von ihnen empfinden.

Der direkte Kontakt mit den Jugendlichen hinterließ bei den Studierenden einen bleibenden Eindruck. Der Alltag hinter Gittern, die Isolation und die Regeln – all das warf Fragen auf, wie Resozialisierung in einem solchen Umfeld überhaupt gelingen kann. Besonders spannend war für die Gruppe, das Doppelte Mandat der Sozialarbeiter, also der Balanceakt zwischen Unterstützung und Kontrolle, in diesem Umfeld hautnah zu erleben.

Kontrastprogramm: Strafvollzug in freien Formen

Der zweite Besuch führte die Gruppe ins Seehaus Leipzig, wo Jugendliche in einem ganz anderen Umfeld leben. Hier steht nicht die Strafe im Vordergrund, sondern die Förderung von Eigenverantwortung und persönlicher Entwicklung. Die Jugendlichen leben in einer Art Familiensystem, das ihnen Halt und Orientierung gibt. Nicole Siem war besonders berührt von einem Gespräch mit einem Jugendlichen, der erzählte, dass er früher seine Muskeln brauchte, um jemand zu sein. Jetzt, im Seehaus, erfährt er erstmals, dass er auch als Mensch wertvoll und interessant ist.

Ein weiterer interessanter Ansatz im Seehaus ist die „Restorative Justice“ (Wiederherstellende Gerechtigkeit). Hier geht es darum, den Schaden zwischen Täter und Opfer zu heilen. Dies ermöglicht eine Resozialisierung auf einer tieferen Ebene und zeigt, wie unterschiedlich Haftbedingungen die Chancen für einen Neustart beeinflussen können.

Nachhall und Diskussion

Die Studientage hörten nicht einfach nach den Besuchen auf. Viele der Studierenden diskutierten ihre Erfahrungen in ihrem Umfeld weiter. Dabei stießen sie auf unterschiedliche Meinungen, insbesondere zum Strafvollzug in freien Formen. Während einige überzeugt waren, dass der Ansatz des Seehauses vielversprechend ist, legten andere mehr Wert auf Bestrafung. Dies führte zu spannenden Diskussionen über die Frage, was „Strafe“ überhaupt bedeuten sollte und wie tief verwurzelt die Idee eines harten Strafvollzugs in der Gesellschaft ist.

Fazit: Eine wertvolle Erfahrung für die Zukunft

Für alle Beteiligten waren die Praxistage eine bereichernde Erfahrung. Sonja Buß, eine weitere Studierende, fasst ihre Eindrücke so zusammen:

Ich war noch nie zuvor in einem Gefängnis. Diese Eindrücke haben mir einmal mehr bewusst gemacht, wie wichtig mein Studium ist und wie wertvoll gut ausgebildete Sozialarbeiter:innen sind.

Auch Prof. Dr. Angela Teichert war begeistert: „Es waren zwei tolle Studientage, die wir definitiv weiterhin anbieten werden. Der direkte Kontakt mit der Praxis ist für die Studierenden unerlässlich.“

Die Studierenden betonten, wie wichtig es ist, unterschiedliche Perspektiven kennenzulernen. Für Nicole Siem waren es bereits die dritten Studientage und sie empfiehlt sie allen weiter: 

Die Praxistage bieten Erfahrungen, die sonst kaum zugänglich sind. Sie ermöglichen uns, das theoretische Wissen aus dem Studium in der Realität zu erleben.

Einblick in die Zukunft der Sozialen Arbeit

Die Praxistage zeigten eindrücklich, wie unterschiedlich die Ansätze im Strafvollzug sein können und wie sehr sie die Chancen auf eine erfolgreiche Resozialisierung beeinflussen. Für die angehenden Sozialarbeiter:innen war es eine wichtige Erfahrung, die sie auf ihrem weiteren Weg begleiten wird.

Sie interessieren sich für Themen aus dem Bereich Soziales?

Dann entdecken Sie unsere Themenwelt. Spannende Inhalte und Studiengänge erwarten Sie.