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Der direkte Kontakt zu den Dozierenden hat mich wirklich begeistert

In dieser Reihe möchten wir die Erfahrungen unserer Studierenden teilen. Heute stellen wir Ricarda Packmohr vor, Bachelor-Absolventin der Sozialen Arbeit und Preisträgerin des „Studentischen Forschungspreis“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbands BW

Ricarda Packmohr hat ihren Bachelor in Sozialer Arbeit im Sommer 2024 erfolgreich absolviert. Außerdem wurde ihr für ihre herausragende Forschungsarbeit „Schutzkonzeptentwicklung für die Jugendhilfe“ der „Studentischen Forschungspreis“ #PariEngage des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg verliehen. 

Warum haben Sie sich dazu entschieden, Soziale Arbeit an der SRH Fernhochschule zu studieren?

Ich war schon immer in der Sozialarbeit tätig, zuerst ehrenamtlich als Jugendliche neben der Schule, später als Erzieherin. Leider waren meine Möglichkeiten immer begrenzt – um wirklich Strukturen zu verändern, bedarf es ein Hochschulstudium, dass einem die Türen in entsprechende Positionen öffnet. 

Soziale Arbeit lebt vom Wandel. Dazu gehört auch, Altbekanntes zu hinterfragen und immer die Bedürfnisse der Zielgruppe zu berücksichtigen.

Das geht nur, indem auch die eigene Arbeit an diese Bedarfslage angepasst wird und sich mit der Zeit und neuen Erkenntnissen verändert. Und eben das wollte ich beruflich umsetzen können. 

Darüber hinaus war meine Ausbildung sehr interessant, blieb mir aber an einigen Punkten zu oberflächlich.

Das Studium konnte Kenntnisse vertiefen und natürlich auch vollkommen neue Themenbereiche zugänglich machen.

Was hat Ihnen am Studium gut gefallen?

Die Inhalte waren für mich unheimlich spannend. Gerade, weil ich parallel als Erzieherin arbeitete, konnte ich vieles direkt anwenden. 

Natürlich war deshalb auch die Flexibilität für mich ausschlaggebend – eine Präsenzuni wäre für mich nicht in Frage gekommen. So hat sich das Studium an meine Lebensumstände anpassen lassen. 

Ich möchte aber gerade die fachliche Begleitung durch die Dozierenden und insbesondere der Studiengangsleitung, Frau Teichert, sowie Herrn Ott, meinem Betreuer des Praxisprojektes und der Thesis, herausstellen. 

So ein direkter Kontakt, der uns Studierende fachlich immer auf dem Laufenden gehalten hat, sei es durch Zusatzangebote, neuen Studien, den Hinweisen auf kostenfreie Materialien oder eben durch die stetige Ansprechbarkeit bei Fragen und Sorgen, habe ich zu Beginn des Studiums nicht erwartet. Und das hat mich wirklich begeistert und in mir die Freude am wissenschaftlichen Arbeiten geweckt.

Gerade in der Sozialen Arbeit gibt es Vorbehalte gegenüber einem reinen online Studium. Wie haben Sie persönliche Kontakte zu Kommiliton:innen/Dozent:innen gehalten?

Das war für mich eigentlich nie ein Problem. Ich habe schnell den Weg in eine WhatsApp-Gruppe gefunden und mich mit einigen Kommiliton:innen zusammengeschlossen. Anfangs gab es auch einen gemeinsamen Discord-Server. Und da haben wir uns dann einfach immer miteinander ausgetauscht oder uns gegenseitig motiviert. Auch über unseren Abschluss hinaus haben wir noch Kontakt und treffen uns hin und wieder. Die Dozierenden waren immer ansprechbar, sowohl in persönlichen Sprechstunden über Teams als auch telefonisch. 

Es geht ja allen ähnlich – jede(r) sucht Kontakt, und wenn man diesen findet und merkt, dass man nicht allein vor den Herausforderungen des Studiums steht, ist das hilfreich. Wir haben viel miteinander gelacht und uns immer gegenseitig unterstützt. Das habe ich grundsätzlich im Studiengang Soziale Arbeit so wahrgenommen. Natürlich hat man nicht das klassische Studierendenleben, wie man es sich vielleicht vorher ausmalt. Aber dafür dann eben ein anderes – und das kann auch sehr schön sein. 

Wie sind sie auf das Thema für die Bachelor-Thesis gekommen?

Ich habe im Rahmen meines Jobs die Weiterbildung zur Insoweit erfahrenen Fachkraft für Kinderschutz absolvieren können. Hier hatte ich dann das erste Mal Kontakt zum Themenfeld Institutionelle Schutzkonzepte. Bis dahin war mir das – alarmierend genug, wie ich heute finde – schlichtweg nicht geläufig. Ich habe mich dann intensiver damit auseinandergesetzt und festgestellt, dass es hier großen Aufholbedarf gibt. Oftmals werden Schutzkonzepte für die Galerie geschrieben – weil man sie eben schreiben muss, aber nicht, um sie wirklich anzuwenden. Und dabei können Schutzkonzepte eine solche Unterstützung im Alltag darstellen! Ich habe also beschlossen, dass ich das institutionelle Schutzkonzept eines Jugendhilfeträgers überarbeiten möchte und dies so partizipativ wie möglich ausgestalten will, gerade vor dem Hintergrund des Ressourcenmangels, der oft als Begründung herangezogen wird, um Partizipation nicht umzusetzen. Ich denke, das ist miteinander vereinbar. Und ich hoffe auch, dass ich das mit den Ergebnissen einer Thesis zeigen konnte. 

Worum geht es in Ihrer Thesis?

Meine Thesis beleuchtet die institutionelle Schutzkonzeptentwicklung in der freien Jugendhilfe vor dem Hintergrund des Ressourcenmangels und in partizipativer Form. 

Institutionelle Schutzkonzepte fungieren quasi als Handlungsleitfäden für den Umgang mit (sexualisierter) Gewalt und Grenzüberschreitungen im institutionellen Kontext. Diese werden auf Basis einer Risikoanalyse geschrieben, die zunächst Schutz- und eben auch Risikofaktoren einer Einrichtung analysiert. Von den Ergebnissen dieser Analyse werden dann Möglichkeiten der Prävention, Intervention und Rehabilitation abgeleitet, die der jeweilige Träger standardisiert einsetzen möchte. Grob stellt man sich also die Fragen: Wo gibt es bei uns in der Einrichtung Schwierigkeiten, nehmen wir diese überhaupt wahr und was wollen wir gegen diese tun?

Was bleibt ist ein Konzept, das im Bedarfsfall, also wenn es zu einen Übergriff innerhalb der Institution kommt, herangezogen werden kann. Dieses zeigt dann den Umgang mit einem Fall Schritt für Schritt auf, sodass die Belegschaft und die Klientel handlungssicher werden und nicht emotionsgeleitet, sondern professionell reagieren. 

Vor allem schaffen Schutzkonzepte aber eine achtsame Haltung. Man setzt sich mit dem Themenfeld der (sexualisierten) Gewalt aktiv auseinander. Und gerade bei diesem Themenfeld ist hingucken und tätig werden so essenziell wichtig – leider wird es ja noch immer eher tabuisiert. Daher würde ich die Schutzkonzeptentwicklung auch als Organisationsentwicklung bezeichnen. Und da zu Organisationen eben alle Akteur*innen dazugehören, sollten auch alle Bedarfe abgebildet werden – und das geht nur mit Partizipation, auch wenn es an Zeit, Personal und finanziellen Mitteln fehlt. 

Welche praktischen Anwendungsbeispiele haben Sie gefunden? Was sind die Ergebnisse Ihrer Arbeit?

Ich habe mir einige institutionelle Schutzkonzepte durchgelesen. Letztendlich ist für mich aber eher die Methodik zur Sicherstellung der partizipativen Beteiligung entscheidender als die Schutzkonzepte selbst. Jede Einrichtung ist so individuell, daher hilft es wenig, ein Schutzkonzept als Vorlage für eigene Bedingungen zu nutzen. Ich würde daher vielmehr auf Fachliteratur verweisen, die verdeutlichen kann, wie man ein Schutzkonzept gelingend entwickelt. 

Die Ergebnisse meiner Arbeit zeigen vor allem die Bedürfnisse nach Methodenvielfalt, Kommunikationsstrukturen, Transparenz (in Entscheidungsprozessen), tatsächlich gelebter Partizipation und auch viel Handlungsunsicherheit auf. Ich habe festgestellt, dass das Thema Kinder-/Jugend-/Klientel-/Mitarbeitendenschutz noch zu wenig in Ausbildungs- und Studiumscurricula vorhanden ist. Wenn man bedenkt, wie an wie vielen Ressourcen es, gerade in der Sozialen Arbeit fehlt, kann man nicht erwarten, dass die Mitarbeitenden das voneinander lernen oder sich das Ganze selbst aneignen. Dazu ist das Thema auch einfach zu wichtig. Ich habe auch festgestellt, dass es trotz Ressourcenmangel durchaus möglich ist, alle einzubeziehen und eine Umsetzung der genannten Punkte zu verwirklichen – dafür muss aber die Führungsebene eine solche Haltung vorleben und dies ermöglichen. 

Was sind Ihre beruflichen Pläne?

Derzeit arbeite ich als Bereichsleitung im Schulwesen. Ich finde dieses Handlungsfeld unheimlich spannend und es bereitet mir viel Freude, die einzelnen Teams an unseren Schulstandorten dahingehend zu unterstützen, den (Schul-) Alltag von Kindern und Jugendlichen vielfältig zu bereichern. Darüber hinaus berate ich nach § 8b SGB VIII in Fällen von (möglicher) Kindeswohlgefährdung, koordiniere Fortbildungen und darf nun auch für die SRH Fernhochschule nebenberuflich tätig werden – was mich natürlich sehr freut!

Perspektivisch möchte ich mich aber gern auch weiter mit Forschung, Lehre und Kinderschutz befassen. Ich plane gerade den Beginn meines Masterstudiums und glaube, dass ich gern irgendwann vollständig an einer Hochschule arbeiten möchte, um meine Begeisterung für die Soziale Arbeit mit Berufseinsteiger*innen zu teilen. 

Haben Sie Tipps für ein erfolgreiches Studium (Lernen, Zeiteinteilung etc.)?

Ich habe mir das Studium sehr durchstrukturiert – ich habe mir Zeiten eingeteilt, in denen ich Blöcke abgearbeitet habe, und habe mir für quasi jedes Modul einen Plan erstellt. Das war zwar zu Beginn sehr aufwändig, hat mir aber dabei geholfen, den Überblick nicht zu verlieren. Ich habe jeden Tag ein bisschen gemacht, und an freien Tagen einfach mehr. Durch diese Kontinuität musste ich mich nicht immer neu einlesen. Und ich glaube, sich frühzeitig mit Literaturrecherche auseinanderzusetzen und sich auch eigene Werke anzuschaffen hilft bei jeder schriftlichen Arbeit. 

Erfolge feiern und sich auch einmal eine Pause gönnen

Außerdem ganz wichtig: Erfolge feiern, auch wenn sie klein sind, und sich auch mal Pausen gönnen. Ein Fernstudium besteht ja aus Selbstdisziplin und ist eigentlich immer eine Doppelbelastung. Also sollte man sich auch dafür belohnen. Ich hatte einmal pro Woche einen unifreien Tag und habe mir auch nach einer Prüfungsleistung immer eine unifreie Woche eingeräumt. So habe ich die Motivation nicht verloren.

 

Frau Packmohr, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft!

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