SRH Fernhochschule - The Mobile University
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Wie die KI ein Problem darstellen kann und zugleich löst – Ein Erfahrungsbericht

Prof. Dr. Angela Bittner-Fesseler schildert ihre eigene Erfahrung beim Einsatz von KI in der Unternehmenskommunikation. Was kann die KI? Und was kann sie nicht? Weshalb braucht es auch weiterhin den Menschen?

Heute Morgen saß ich vor einem virtuellen weißen Blatt und wusste nicht, wie beginnen. Das Thema war zu komplex – ich konnte es nicht allumfassend beschreiben, obwohl ich mich so intensiv mit ihm beschäftige: die KI in der Unternehmenskommunikation. Ich hatte mit unserer Marketingmanagerin besprochen, dass es eine gute Idee wäre, sogar dringend notwendig, auf der Themenweltseite unserer Hochschule über KI in der Unternehmenskommunikation zu schreiben. Eigentlich eine gute, eine wichtige Idee, vor allem die Frage, wie wir unsere Studierenden in den Medien- und Kommunikationsmanagement-Studiengängen befähigen können, zielführend mit KI umzugehen – im Studium und ihren jeweiligen Berufen.

Beim Nachdenken fiel mir auf, dass ich jetzt doch lieber ein Buch schreiben sollte. Nein, noch besser: ein virtuelles Kompendium, das ich täglich aktualisiere, damit Menschen sich informieren könnten. Noch besser: Hunderte Interviews führen. Oder noch besser: Ein großes Forschungsprojekt aufsetzen, das durch Experteninterviews als auch Inhaltsanalyse alle Unternehmenswebsites prüft, wie sie KI einsetzen und dies auswerten… 

OK. 

Durchatmen... Es ist ein ganz normaler Morgen an einer Fernhochschule, wie er gerade jetzt auch in Agenturen oder Kommunikationsabteilungen stattfindet. Also beschloss ich die KI zu fragen und schrieb einen Prompt bei ChatGPT: „Erstelle bitte einen Text aus 700 Wörtern, der beschreibt, wie stark KI die Unternehmenskommunikation bereits verändert hat (Stand Februar 2025). Stelle dabei das Besondere heraus.“ Nicht mal eine Sekunde später schrieb mir die KI den Text; naja, er hatte 743 Wörter. Er beginnt so: 

„Die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf die Unternehmenskommunikation im Jahr 2025

Im Jahr 2025 hat Künstliche Intelligenz (KI) die Unternehmenskommunikation in tiefgreifender Weise verändert. Sie ist nicht nur ein Werkzeug, sondern ein integraler Bestandteil der strategischen Ausrichtung vieler Unternehmen. Besonders bemerkenswert ist, wie KI dabei hilft, die Art und Weise zu transformieren, wie Unternehmen mit ihren Zielgruppen kommunizieren, Daten analysieren und ihre Markenbotschaften vermitteln. Die Kombination aus maschinellem Lernen, natürlichen Sprachverarbeitungsalgorithmen und Automatisierung hat eine neue Ära der Kommunikation eingeleitet.“

Und endet so: 

Die Zukunft der KI in der Unternehmenskommunikation

Die Zukunft der KI in der Unternehmenskommunikation wird geprägt sein von noch besseren, noch intelligenteren und noch agileren Systemen. Mit der Weiterentwicklung von Technologien wie 5G und Quantum Computing werden die Datenverarbeitungsfähigkeiten noch leistungsfähiger, was zu noch präziseren Analysen und schnellerer Interaktion führt. Unternehmen werden in der Lage sein, ihre Kommunikation noch feiner zu segmentieren, noch schneller auf Veränderungen zu reagieren und noch intensivere Beziehungen zu ihren Kunden aufzubauen.

KI wird im Jahr 2025 zunehmend als unerlässliches Element in der Unternehmenskommunikation angesehen, das nicht nur den Alltag der Kommunikationsabteilungen erleichtert, sondern auch die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Zielgruppen wahrnehmen und mit ihnen interagieren, revolutioniert hat.“

Eigentlich würde jetzt meine Arbeit am Text beginnen: Aussagen, Trends und Fakten überprüfen, Quellen suchen und zusammenstellen, doch meine Gedanken schweiften ab: Sind Sie, liebe Leserinnen und Leser, jetzt neugierig geworden? Werden Sie jetzt sofort einen eigenen Prompt ausprobieren, um die KI als Sammlerin, Ideengeberin, Überprüferin, Systematisiererin, Kreatorin und Standardisiererin kennenzulernen?

Vergessen Sie dabei bitte nicht den sog. Human Loop, wie ihn der EU AI Act empfiehlt: um Inhalte zu prüfen, Verantwortung für die Inhalte wahrzunehmen, um eigenes Know-How einzubringen, um ethische sowie rechtlichen Aspekte zu prüfen und den Text danach anzupassen.

Noch ein Tipp zum Nachdenken über KI-Ideen und die Rolle des kreativen Menschen für eine unterscheidbare, wiedererkennbare Unternehmenskommunikation:  Es wird wohl eine AI-Visual-Müdigkeit geben, weil - wie bei Stock-Fotos - alles einen ähnlichen Look haben wird. Kein Wunder: Es sind dieselben Quellen. Daher stimmt die These des Zukunftsforschers Matthias Horx - bei aller KI-Begeisterung - nachdenklich: „Die KI wird mit ihren eigenen Produkten überfüttert, was in eine Digitale Dekadenz mündet.“ Der Grund: „Generative KI wird, wenn sie ‚perfekt‘ und mit noch mehr Daten trainiert ist, weniger können als heute. Generative Künstliche Intelligenz ist ein stochastischer Papagei, der nachplappert oder nachbildet, was bereits existiert. Dies führt zu einem evolutionären Paradox: Je weiter sich KI entwickelt, desto dümmer wird sie. Da die Ereignisse der KI immer wieder in die KI-Systeme eingespeist werden, entsteht eine regressive Schleife: das Wiederholte wird wiederholt, und das wiederholt Wiederholte wird wieder wiederholt…“ – dabei lieben Menschen doch die Überraschung, das Erleben, das Neue… (M. Horx, Das KI-Manifest).

Der vorliegende Text umfasst genau 700 Wörter*. Und er ist ein Zusammenspiel aus KI und Mensch, und das ist gut so.

 

*gezählt ohne Überschrift und Teaser

SRH Fernhochschule | Prof. Dr. Angela Bittner-Fesseler

Über die Autorin

Prof. Dr. Angela Bittner-Fesseler ist Professorin für Medien- und Kommunikationsmanagement an der SRH Fernhochschule - The Mobile University und Studiengangsleiterin des Masters Medien- und Kommunikationsmanagement (M.A.).

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