SRH Fernhochschule - The Mobile University
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Wenn der große Traum gleich zwei Mal platzt: Sportpsychologie als Rettungsanker für Ringerin Elena Brugger

Qualifikationen, Medaillen, Rückschläge & Verletzungen: Der Erfolgsdruck im Leistungssport ist groß. Um damit umzugehen, sollte Sportpsychologie und mentales Training einen höheren Stellenwert genießen, sagt Ringerin und Fernstudentin Elena Brugger.

Zwei Mal war der Traum zum Greifen nah. Zwei Mal schrammte sie an der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio und Paris vorbei. Verletzungspech oder fehlendes Glück in den Turnieren. Wie man es auch nimmt: Die Enttäuschung über die verpasste Qualifikation war groß. „Gleichzeitig konnte ich mich aber auch weiterentwickeln und hatte die Möglichkeit als Trainingspartnerin die Spiele in Paris dennoch sehr positiv zu erleben.“

Es sind diese Rückschläge, die an einer Vollblutsportlerin, die 10 Mal pro Woche trainiert, nicht spurlos vorüber gehen. Der Druck, für dieses eine große Ziel liefern zu müssen und die Enttäuschung, wenn es am Ende nicht reicht, sind für eine Profisportlerin schwer zu verarbeiten, sagt sie. Elena Brugger hat sich dafür Hilfe geholt. Sie nimmt regelmäßig sportpsychologische Unterstützung in Anspruch und hält große Stücke auf ein begleitendes Mentaltraining. Elena hat bereits einen Bachelor in Psychologie und studiert aktuell Wirtschaftspsychologie im Fernstudium an der SRH Fernhochschule – The Mobile University. Das Verständnis für die Rolle der Psyche im Sport hat sie definitiv. Trotzdem verzichtete sie lange auf die Möglichkeit dieser Form der Unterstützung. 

Training der Muskeln genauso wichtig wie Training für den Kopf

„Wir Sportler sind es gewöhnt, regelmäßig auf der Matte, im Kraftraum und auf der Laufbahn zu trainieren. Aber auch regelmäßig mental zu arbeiten, das kam auch bei mir sehr lange nur an zweiter Stelle“, sagt die 27-Jährige. Natürlich habe sich in den letzten Jahren viel getan. Für viele Sportler:innen sei die Sportpsychologie aber immer noch nur eine punktuelle Geschichte vor Wettkämpfen oder nach Niederlagen, so Elena. Aus eigener Erfahrung kann sie aber berichten, dass sich viel mehr positive Effekte einstellen, wenn man die Psyche regelmäßig und kontinuierlich trainiert.

Besonders das vergangene Jahr mit der verpassten Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris sei sehr schwer für sie gewesen. Sie war zwar in Paris dabei, musste aber als Trainingspartnerin und Ersatzkandidatin zuschauen, während andere auf der Matte zum Einsatz kamen. „Der Umgang mit diesem Misserfolg, dem geplatzten Traum, das für mich positiv zu verarbeiten, das hätte ich nicht so gut geschafft, ohne mentales Training und sportpsychologische Betreuung“, verdeutlicht sie. 

Foto: Lara Kaiser

Fernstudium und eigene Erfahrungen ergeben Perspektive für die berufliche Zukunft

Diese Erfahrungen haben ihr aber auch gezeigt, wohin ihre berufliche Reise nach der Karriere im Ringen gehen kann. Elena kann sich gut vorstellen mit abgeschlossenem Master in Wirtschaftspsychologie die Verbreitung von Sportpsychologie im Spitzensport weiter voranzutreiben. Hier gibt es noch viel Potenzial, ist die Sportlerin überzeugt. „Der Druck im Leistungssport ist wirklich groß. Oft bemerkt man diesen erst im Nachhinein. Psychologische Unterstützung kann da eine noch viel größere Rolle spielen“, erklärt sie. Seit sie diese Unterstützung regelmäßig nutzt, hat sie gelernt, wie wichtig es im Sport ist, neben der Wettkampftaktik auch für die mentale Gesundheit einen Plan zu haben. „Eine mentale Wettkampfroutine ist enorm wichtig.“ Diese Unterstützung gibt ihr sehr viel Sicherheit und sie kann sich gut vorstellen, diese Erfahrungen, gepaart mit den akademischen Inhalten aus ihrem Studium, zukünftig an andere Sportler:innen weiterzugeben.

Elena Brugger ist von der Wichtigkeit von Sportpsychologie im Spitzensport überzeugt. „Es hätte mir sehr geholfen, wenn ich mich schon früher damit auseinandergesetzt hätte.“ Auch mit Blick auf ihre berufliche Zukunft ist sie sich sicher, dass gerade auch im Spitzensport-Nachwuchs viel Potenzial für die Sportpsychologie noch ungenutzt ist. 

Foto: Cadir Caliskan

Schon früh alles für das große Ziel getan

Sie selbst begann bereits mit fünf Jahren mit dem Ringen. Was beim TuS Adelshausen in Baden noch viel mit Kinderturnen zu tun hatte, entwickelte sich schnell in Richtung Ringen. „Obwohl mein Vater und mein Bruder auch Ringer waren, musste ich zunächst viel Überzeugungsarbeit leisten, dass die kleine Elena zum Ringen durfte“, schmunzelt sie. Mit 16 Jahren ging es für die junge Frau nach Freiburg aufs Sportinternat. Dank der Sportförderung der Bundeswehr konnte sich Elena in den letzten Jahren voll auf den Sport konzentrieren. „Dafür bin ich sehr dankbar. Dank der Förderung kann ich auch eine Randsportart als Profi betreiben.“ 

Bronze bei den Europameisterschaften 2022 und 2023 sowie bei der Weltmeisterschaft 2024 zählen zu ihren größten Erfolgen. Grundsätzlich sieht sie im Frauen-Ringen noch Entwicklungspotenzial. Aktuell gibt es bei den Damen noch keine Liga, in der sich deutsche Ringerinnen wie ihre männlichen Kollegen regelmäßig national messen können. Für sie bleiben nur nationale und internationale Turniere, um sich auf Wettkampfniveau zu halten. 

Aktuell befindet sich Elena im Aufbautraining nach einer Operation am Sprunggelenk. Für sie wird 2025 ein richtungsweisendes Jahr, sagt sie. Sie möchte sich in diesem Jahr stark ihrem Fernstudium widmen und im besten Fall mit dem Master abschließen. Wie es sportlich weitergeht, lässt sie sich offen. Ob sie sich nochmal dem Druck eines weiteren Olympia-Zyklus aussetzen wird, konnte sie zum Zeitpunkt unseres Gespräches noch nicht sagen. Viel möchte sie auch von ihren beruflichen Perspektiven abhängig machen. Die Schwerpunkte hat sie mit ihrer Einstellung zur Sportpsychologie und dem Studium bereits gelegt. Wir wünschen alles Gute!

Titelfoto: Bianca Heinzelbecker

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