SRH Fernhochschule - The Mobile University
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Turner Alexander Kunz: mit Kontinuität, Konzentration & Kraft zum Erfolg

Alexander Kunz turnt seit er 6 Jahre alt ist. Wir haben mit ihm über die Zukunft, Rückschläge und die Bedeutung seines Umfeldes gesprochen. Warum er noch nie einen anderen Trainer hatte, verrät der sportliche Student hier.

Breite Schultern und ein ebenso breites Lächeln im Gesicht. Zwischen seinen zwei täglichen Trainingseinheiten erreichen wir Alexander Kunz zuhause in Neu-Ulm. Seit 15 Jahren turnt er hier beim TSV Pfuhl. Vom kleinen Jungen, der die ersten spielerischen Turnaktivitäten in der Halle mitmacht, bis hin zum Kaderathleten und Ersatzkandidaten bei den Olympischen Spielen in Paris. Seinem Heimatverein ist Alexander bis heute treu geblieben. „Es gab immer mal wieder die Frage, ob ich nähe an den Olympiastützpunkt wechseln wolle. Bisher habe ich mich immer dagegen entschieden. Hier habe ich mein gewohntes Umfeld, meine Familie, meinen Trainer und meine Freunde. Das ist mir wichtig. Ich mache den Sport, weil er mir genau SO Spaß macht“, unterstreicht Alexander.

Boden, Barren, Ringe: Angstgegner für viele Schüler:innen, große Liebe für Alexander

Sechs Geräte umfasst der klassische Mehrkampf im Geräteturnen. Boden und Barren zählt Kunz zu seinen Lieblingsgeräten. „Am stärksten bin ich aber inzwischen an den Ringen. Da benötigt man viel Kraft, das liegt mir einfach“, berichtet der Neu-Ulmer. Zwei Mal täglich geht es für ihn zum Training in die Halle nach Pfuhl, wo er mit der dortigen Bundesligamannschaft trainiert. Hinzu kommen zahlreiche Lehrgänge in Kienbaum, dem Bundesleistungszentrum Deutschlands. Zwischen den Trainingseinheiten widmet er sich seinem Fernstudium in Betriebswirtschaft an der SRH Fernhochschule – The Mobile University. Begonnen hat er sein Studium an einer Präsenzhochschule. Als die Reisen zu den Kaderterminen und Wettkämpfen mehr wurden, suchte er zusammen mit dem Olympiastützpunkt und der Bundeswehr nach einer Möglichkeit, sein Studium besser in den Sportler-Alltag zu integrieren. Er wechselte an die SRH Fernhochschule. Hier konnte er sich Vorleistungen aus dem Präsenzstudium anrechnen lassen und flexibel und nahtlos weiterstudieren. Auf dem Weg zum Lehrgang nach Kienbaum, im Flugzeug zum nächsten World Challenge Cup oder im heimischen Neu-Ulm. Sein Studium ist immer da, wenn der Sport es zulässt. „Im Präsenzstudium musste ich immer Abstriche im Training zu Gunsten des Studiums machen. Jetzt klappt es unglaublich gut und ich kann mich voll auf das Training konzentrieren.“

Foto: Privat/Alexander Kunz

Familie, Freunde, Trainer – das Fundament für den Erfolg

Ein funktionierendes Umfeld und Kontinuität sind dem 21-Jährigen besonders wichtig. Mit Erfolg. Bereits mit 15 Jahren startete er in der Herrenmannschaft des damaligen Zweitligisten. In der Saison 2020/21 stieg er mit Pfuhl sogar in die erste Bundesliga auf. Immer an seiner Seite: Sein Trainer Rolandas Zaksauskas. Er war sein erster Trainer als 6-jähriger Bub und ist es bis heute geblieben. Eine derart langanhaltende Verbindung ist selten im Profisport. Doch laut Alexander ist genau das einer der Erfolgsfaktoren.

Mentor, Freund & Vorbild: Ein Trainer mit vielen Qualitäten

Zaksauskas ist für Alexander mehr als ein Trainer. Er sei Mentor, Freund und Vorbild zugleich. Einer, der auch in schwierigen Zeiten da ist. „Natürlich haben wir uns auch mal in den Haaren“, verrät er schmunzelnd. Dennoch harmonieren er und der Trainer aus Litauen bestens: „Er hat mich mit aufgezogen und erzogen. Ohne ihn stünde ich auch nicht da, wo ich heute stehe, und wäre nicht der, der ich heute bin.“ Zaksauskas habe ihn allen voran menschlich aber auch sportlich enorm geprägt. „Eigentlich kann ich es mir nicht mehr vorstellen, bei jemandem anderem zu trainieren. Manchmal denke ich, er kennt mich besser, als ich mich selbst kenne.“ 

Doch ohne Kraft und Konzentration geht es nicht. „Wobei Konzentration eigentlich das Allerwichtigste ist“, beschreibt Kunz. Jede Übung am Gerät besteht aus zehn Elementen, die nacheinander abgearbeitet werden müssen. „Dabei muss man sich immer voll auf ein Element nach dem anderen fokussieren. Jedes der 10 Elemente muss zu 100 Prozent sitzen, sonst wird das nichts.“ Klar sei aber auch, dass die Kraft die Basis eines jeden Turners sei. Das weiß jeder, der sich bereits im Schulsport am Reck oder den Ringen versucht hat.

Foto: Martin Rulsch, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0

Verletzt, zurück gekämpft und nach Paris gefahren

Lange ging es für Kunz steil bergauf. Im Februar dieses Jahres kam allerdings die erste große Verletzung in seiner Karriere. In der Weltcup-Qualifikation riss sich Alex den Innenminiskus an. Zwei Monate kein Turntraining, sechs Wochen Krücken und zwei Wochen Reha. Die Saison war gelaufen, dachten die meisten. „Lange war nicht klar, wann und wie ich zurückkommen kann“, erinnert sich der 21-Jährige. Umso bemerkenswerter: „Direkt nach der Operation haben mein Trainer und ich gesagt, dass wir die Verletzung als Chance sehen müssen“, so der Sportsoldat. Die beiden hadern nicht lange. Während das Knie nicht belastet werden darf, setzen sich Alexander und sein Trainer das Ziel, ihn zu einem der besten deutschen Turner an den Ringen zu machen. 

„Wir haben sechs Wochen nur Kraft und Übungen an den Ringen trainiert. Und es hat am Ende sehr gut geklappt. Ich habe meine Ringübung dadurch deutlich verbessert.“ Rückblickend, sagt Alexander, habe ihn die Verletzung noch stärker gemacht. Er habe an seinen Schwächen gearbeitet und ganz neue Stärken an sich entdeckt – körperlich und mental. „Mir ist klar geworden, dass man nie aufgeben darf, sondern die Möglichkeit nutzen muss, seine Stärken in anderen Bereichen auszubauen.“

Alexander kämpfte sich auch in der Halle zurück – und wie! Ohne große Erwartungen ging er in die Deutschen Meisterschaften in Frankfurt. Und überraschte alle mit einem starken Comeback. Am meisten sich selbst. Seine Performance war sogar so beeindruckend, dass er als Reserve-Athlet mit zu den Olympischen Spielen nach Paris fahren durfte. „Das war auch für mich eine große Überraschung. Ich habe besser geturnt als erwartet. Mit nach Paris fahren zu dürfen – auch als Ersatz, war für mich zu diesem Zeitpunkt ein riesen Erfolg, den ich der Unterstützung meiner Familie und meines Trainers zu verdanken habe“, erinnert sich der BWL-Student.

Harte Arbeit: Nach einer Meniskus-Verletzung musste sich Alexander zurückkämpfen. Foto: Privat/Alexander Kunz

Nächste Schritte bis zum Traum von Los Angeles 2028

Nachdem sich Alexander im vergangenen Jahr bei den FISU World University Games in Chengdu bereits über den 12. (Team) und 16. Platz (Mehrkampf) freuen durfte, blickt er umso erwartungsvoller auf die nächste Ausgabe der Universiade, die 2025 in Deutschland stattfindet. Mit einer erfolgreichen Teilnahme dort und an der Europa- und Weltmeisterschaft, möchte er auch seinem Traum der Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles einen weiteren Schritt näherkommen. Und bis dahin heißt es weiter hart für den Erfolg arbeiten. Im Studium und im Spitzensport.

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