Prof. Dr. Rüdiger Wild, Professor für Pädagogik an der SRH Fernhochschule, über die Herausforderungen, wenn künstliche Intelligenz auf menschliches Lernen trifft.
Herr Prof. Dr. Wild, Sie forschen seit vielen Jahren zum Einsatz digitaler Medien in der Bildung. Wie sind Sie zu diesem Schwerpunkt gekommen?
Gegen Ende meines Pädagogikstudiums im Jahr 2000 gab es die erste große Digitalisierungswelle. Zwar ist die Dotcom Blase schnell geplatzt, aber mir war dennoch klar, dass die Digitalisierung große Auswirkungen auf die Pädagogik haben würde.E-Learning hieß damals noch Lernen mithilfe von CDs. Aber der Anfang war gemacht.
Wie haben Sie Ihr Studienfach Pädagogik denn mit der Digitalisierung verbinden können?
Mediengestütztes Lernen war für mich damals neu. Ich erkannte allerdings das Potenzial dahinter und entschied mich deshalb für ein Praktikum im Weiterbildungsbereich der Deutschen Telekom AG, die schon zu dieser Zeit fortschrittliche E-Learning-Szenarien entwickelte. Anschließend
wollte ich mich mehr mit der Verbindung von Pädagogik und Digitalisierung beschäftigen. Aber damals gab es kaum Literatur zu dem Thema, also habe ich mir dieses heute so wichtige Feld selbst erschließen müssen.
Welche Entwicklungen oder Erkenntnisse in der Pädagogik finden Sie heute besonders spannend oder relevant?
KI ist natürlich auch in der Pädagogik in aller Munde, aber da stehen wir erst am Anfang. Die Möglichkeiten sind faszinierend, aber auch kritisch zu betrachten. Die KI passt sich ja insofern dem Menschen an, als dass sie Informationen liefert, von denen sie auf Basis von Statistik annimmt, dass sie richtig sind. Gerade das Lernen darf für uns Menschen aber nicht immer nur im „angepassten“ Modus laufen. Im Gegenteil: Der Lernprozess muss auch irritieren, herausfordern und zu Spannungen führen. Lernen bedeutet Irritation anstatt Adaption.
Wenn Sie Ihren bisherigen Karriereweg betrachten: Was würden Sie angehenden Pädagog:innen mit auf den Weg geben?
Dass es in der Pädagogik entscheidend ist, stets nah am einzelnen Menschen und dessen individuellen Problemen zu bleiben. Die Digitalisierung bietet uns großartige Möglichkeiten, um zum Beispiel remote zu arbeiten, aber das schränkt die räumliche Nähe natürlich ein. Diese Nähe dann über das Miteinander aufzubauen, wird deshalb künftig umso wichtiger sein.
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