
Im vergangenen Sommer war Laura Burbulla erstmals bei den Paralympics in Paris am Start. Warum sie Nachhaltigkeitsmanagement studiert, immer positiv denkt und einen Hang zum Perfektionismus hat, erzählt sie hier.
Im vergangenen Sommer war Laura Burbulla erstmals bei den Paralympics in Paris am Start. Warum sie Nachhaltigkeitsmanagement studiert, immer positiv denkt und einen Hang zum Perfektionismus hat, erzählt sie hier.
Mit ihren 19 Jahren gehörte Laura Burbulla vom VfL Wolfsburg zu den jüngsten Starterinnen in der Leichtathletik bei den Paralympischen Spielen in Paris im vergangenen Jahr. Erstmals auf der ganz großen Bühne hatte sie die Gelegenheit, sich mit erfahrenen Sportlerinnen zu messen. Mit Erfolg: Bei ihrer Premiere schaffte sie es im Weitsprung auf den siebten und im 100 Meter Sprint auf den zehnten Platz. Mit ihrer Leistung war sie zufrieden, immerhin ist sie im Sprint ihre Saisonbestleistung gelaufen – und das, obwohl sie bis kurz vor den Spielen mit einer Schulterverletzung zu kämpfen hatte. Vielmehr ist ihr jedoch die Atmosphäre in Paris in Erinnerung geblieben. 70.000 Menschen im Stadion, das kannte sie bisher nicht. „Diese Erfahrung hat mich persönlich enorm weitergebracht. Und als wir dann alle nach dem Weitsprung Hand in Hand vor der Haupttribüne standen und uns verabschiedet haben, hatte ich pure Gänsehaut“, erinnert sich die inzwischen 20-Jährige.
Den Gänsehautmoment in Paris musste sich Laura hart erarbeiten. Als Kleinkind erlitt sie einen Schlaganfall. Die Folgen – eine Hemiparese – beeinträchtigen ihre rechte Körperseite, die spastisch gelähmt ist. Kämpfen musste sie schon immer. Gleichgewicht halten, Muskeln aufbauen und sicher laufen. Mit 10 Jahren kam sie dann zur Leichtathletik, weil ihr das Kinderturnen bei ihrer Oma nicht mehr gereicht hat. Schritt für Schritt hat sie sich herangekämpft. Mit 14 Jahren wechselte sie dann auf das Sportinternat nach Hannover. Schnell ist sie im Landeskader, sechs Monate später bereits der erste Sichtungslehrgang. Sie trainierte hart, bis zu acht Mal pro Woche, machte parallel ihr Abitur. Sie überlässt nichts dem Zufall. „Ich bin sehr perfektionistisch. Aber bisher hat mir das sehr geholfen, mir meine Ziele zu formulieren und diese nacheinander abzuarbeiten“, betont die Para-Sportlerin.
Sie erzählt von ihrem Weg, ihren Herausforderungen und Plänen mit einer derartigen positiven Grundstimmung, dass sie ihre Zuhörer motiviert. Wenn man sich ihren Alltag vor Augen führt, dann klingt dieser stressig: acht Mal Training, Physiotherapie, Mentaltraining und Fernstudium. Laura hingegen ist einfach glücklich, dass alles so funktioniert, wie es momentan ist. Sie lebt aktuell in einer Sportler:innen-WG.
Im Fernstudium an der SRH Fernhochschule – The Mobile University hat sie sich bewusst für einen Studiengang entschieden, der wenig Berührungspunkte mit dem Sport hat. „Ich wollte das als Ausgleich.“ Sie studiert Nachhaltigkeitsmanagement im Bachelor. Als sie ihre Gründe für den Studiengang ausführt, wird klar, eine Verbindung zum Para-Sport gibt es dann doch: Finden sich in den UN-Nachhaltigkeitszielen doch an gleich mehreren Stellen die Belange von Menschen mit Behinderung wieder. Wie Unternehmen mit der fünf Prozent Quote von Menschen mit Behinderung umgehen, ist eines der Themen, das sie beschäftigt. Wenn sie gefragt wird, sagt sie ihre Meinung – egal ob im persönlichen Gespräch oder vor Unternehmensvertretern. Einige Male wurde sie bereits von Unternehmen eingeladen, um über das Thema zu referieren. „Mir geht es dabei nicht um den erhobenen Zeigefinger. Ich möchte, dass die Menschen positiv auf das Thema blicken. Meine Botschaft ist: Nehmt das Leben so, wie es ist und macht das Beste daraus. Bei mir funktioniert das sehr gut“, verdeutlicht Laura.
Ganz grundsätzlich sollten wir allen viel lockerer mit Beeinträchtigungen umgehen, sagt sie. „Damit meine ich wirklich alles. Wir alle müssen offen aufeinander zugehen“, unterstreicht sie. Besonders im Kopf geblieben ist ihr da auch die Stimmung im paralympischen Dorf. „Jede und jeder hatte irgendetwas anderes. Aber am Ende haben wir alle gemeinsam gefeiert. Die Beeinträchtigung war total egal. Dieses Gefühl werde ich nicht vergessen.“ Sie selbst macht das genau so. Ihre Bein- und Fußschiene, die sie im Alltag trägt, damit der Fuß nicht überstreckt, darf gerne auch eine knallige Farbe haben. Sie trägt sie über der Hose: „Jeder darf sehen, was Sache ist“, sagt sie. Beim Sport das gleiche Bild. Ihre Handschiene, die verhindert, dass ihre Hand krampft, hatte in Paris einen knalligen lila Farbton.
Zu Lauras perfektionistischer Ader gehört auch ein Wettkampfbuch, verrät sie uns. In dieses schreibt sie vor jeder Saison alle Wettkämpfe und die Leistung, die sie erreichen will. Das Gleiche hat sie im Übrigen auch für ihr Fernstudium angelegt. „Und wenn dann am Ende des Jahres alles mit grünen Haken versehen ist, dann bin ich der glücklichste Mensch“, schmunzelt sie. In diesem Jahr möchte sie ihren deutschen Rekord in der Halle verbessern und schaffte dies jüngst mit 4,05 Metern im Weitsprung. Im Freien will sie erfolgreich an der Weltmeisterschaft teilnehmen.
Vielleicht dann auch als „Behindertensportlerin des Jahres 2025“. Bis zum 5. März kann man bei der Abstimmung des Behindertensportverbands nämlich noch für Laura abstimmen. Wir drücken die Daumen! Laura selbst freut sich über die Nominierung. Viel wichtiger ist ihr aber, dass sie mit ihrer Geschichte andere Menschen inspiriert und motiviert, das Beste aus dem eigenen Leben zu machen. „Wenn mir Menschen auf Social Media schreiben, dass ich sie berührt habe und ihnen Mut mache, dann macht mich das stolz und einfach glücklich“, so die junge Sportlerin abschließend.
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