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Generative KI: Wegbereiter oder Stolperstein einer neuen Ära?

Terminator, Matrix, I, Robot - die Horrorszenarien und gesellschaftlichen Ängste im Zusammenhang mit KI sind groß! Dabei bietet sie Lösungsansätze für globale, aber auch alltägliche Herausforderungen, die nur darauf warten, genutzt zu werden.

Generative Künstliche Intelligenz ist eines der innovativsten und meistdiskutierten Themen unserer Zeit. Gerade für den Alltag - sei es im Beruf oder in der Freizeit - bietet sie enorme Chancen, wirft aber auch spannende Fragen auf: Wie wird sie unsere Arbeitswelt verändern? Wo liegen die Chancen und Herausforderungen? Und vor allem: Warum haben die Menschen teilweise so viel Angst davor? Gemeinsam mit unseren KI-Experten Prof. Dr. Jaromir Konecny und Dr. Manuel Beck gehen wir diesen Fragen auf den Grund.

Künstliche Intelligenz ein „neues“ Phänomen?

In den letzten Jahren hat generative Künstliche Intelligenz enorme Fortschritte gemacht. Vom einfachen Sprachmodell bis hin zu hochentwickelten Systemen, die in der Lage sind, Texte zu verfassen, Bilder zu generieren und sogar medizinische Diagnosen zu unterstützen. Während Künstliche Intelligenz in der öffentlichen Wahrnehmung oft als brandneues Phänomen erscheint, reicht ihre Geschichte jedoch viel weiter zurück, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

Bereits in den 1950er Jahren begann die Forschung zur Künstlichen Intelligenz mit dem Ziel, Maschinen zu entwickeln, die in der Lage sind, Aufgaben zu lösen, die menschliches Denken erfordern. Konzepte wie das neuronale Netz gibt es bereits seit Jahrzehnten, doch mangelnde Rechenleistung und unzureichende Datenmengen verhinderten lange Zeit bahnbrechende Fortschritte. Prof. Dr. Jaromir Konecny bringt es auf den Punkt: „Wir hatten schon in den 80er Jahren KI-Algorithmen, aber die Computer konnten sie nicht berechnen. Heute sehen wir, was passiert, wenn wir die technischen Voraussetzungen schaffen“.

Die heutige Welle der generativen Künstlichen Intelligenz - von Systemen wie ChatGPT bis hin zur KI-gestützten Bildgenerierung - ist also das Ergebnis jahrzehntelanger Forschung und technologischer Entwicklung. Was früher Theorie war, ist heute greifbar. Ein Fortschritt, der sich jetzt erstmals in der Breite bemerkbar macht.

Von Kreativität bis zur Lösung globaler Probleme

Generative Künstliche Intelligenz bietet immense Chancen, die weit über die reine Optimierung von Prozessen hinausgehen. Besonders beeindruckend sind unter anderem die Potenziale in der medizinischen Forschung: KI-Systeme können in komplexen Daten Muster erkennen, die dem menschlichen Auge verborgen bleiben. So können gefährliche Krankheiten frühzeitig diagnostiziert werden. Dr. Beck ist sich sicher: „Irgendwann kann KI Krebs besser erkennen als wir Menschen. Sie entdeckt Muster auf verschiedenen Ebenen, die wir nie sehen würden. Solche Technologien könnten nicht nur Leben retten, sondern auch die medizinische Forschung revolutionieren.“ 

Auch im Kampf gegen globale Probleme wie den Klimawandel spielt Künstliche Intelligenz eine entscheidende Rolle. Mit Hilfe von generativen Modellen lassen sich Optimierungen in der Logistik vornehmen oder neue Ansätze zur Reduktion von CO2-Emissionen finden. „Von der Routenoptimierung bis zur Abstimmung von Motoren - KI schafft es, effizientere Lösungen zu entwickeln, die den CO₂-Ausstoß drastisch reduzieren können“, erklärt Dr. Beck.

Aber auch auf individueller Ebene bietet die generative Künstliche Intelligenz große Vorteile: Sie entlastet uns von monotonen Aufgaben und schafft Raum für kreative und innovative Tätigkeiten. Prof. Dr. Konecny fasst es präzise zusammen: „Wenn wir sie richtig einsetzen, haben wir die Chance, uns auf das zu konzentrieren, was uns Spaß macht, während die KI die Aufgaben übernimmt, die wir nicht mögen.“ 

Ob Kunst, Musik oder Literatur - KI-gestützte Werkzeuge eröffnen dem Menschen neue Möglichkeiten, sich zu entfalten. Dabei bleibt der Mensch im Mittelpunkt, wie Prof. Dr. Konecny anmerkt: „Die kreative Arbeit liegt im Auswählen und Bearbeiten, also im manuellen Tun“.

Wenn wir sie richtig einsetzen, haben wir die Chance, uns auf das zu konzentrieren, was uns Spaß macht, während die KI die Aufgaben übernimmt, die wir nicht mögen.
Prof. Dr. Jaromir Konecny

Desinformation und der Verlust von Kontrolle

Neben zahlreichen Chancen bringt die generative Künstliche Intelligenz auch erhebliche Herausforderungen mit sich, die sowohl technischer als auch gesellschaftlicher Natur sind.

Eines der größten Risiken der generativen Künstlichen Intelligenz ist die Produktion von Fake News und Deepfakes, also realistisch wirkenden, manipulierten Inhalten. Die Folge ist gesellschaftliche Verunsicherung und ein wachsendes Problem der Filterung von Wahrheit und Fiktion. Prof. Dr. Konecny sieht darin jedoch keine unüberwindbare Gefahr: "Deepfakes und Fake News gab es schon immer, sie sind keine neue Gefahr. KI-Tools sind einfach ein neues Werkzeug, das eben auch negativ genutzt werden kann. Aber wie bei jeder neuen Technologie liegt es an uns, richtig damit umzugehen.“ Die Herausforderungen liegen also weniger in der Technologie selbst, sondern im menschlichen Umgang damit. „Es braucht Aufklärung, Medienkompetenz und vor allem gesetzliche Rahmenbedingungen, um Missbrauch zu verhindern“, ist sich Prof. Dr. Konecny sicher.

Die Regulierung von Künstlicher Intelligenz bringt jedoch ganz eigene Herausforderungen mit sich. Während die EU mit dem „AI Act“ versucht, strenge Regeln für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu schaffen, gehen die USA und China pragmatischer vor. Europa steht daher vor einem Dilemma: Wie können Sicherheit und Ethik gewahrt werden, ohne im globalen Wettbewerb zurückzufallen? Prof. Dr. Konecny kritisiert den europäischen Ansatz scharf: „Europa überreguliert und verliert damit im globalen Wettbewerb. Andere Länder setzen auf Pragmatismus und Innovation, während wir uns in Regulierungen verstricken“.​

Eines ist jedoch sicher: Ohne klare Richtlinien besteht die Gefahr, dass Künstliche Intelligenz missbraucht wird. Gleichzeitig muss dafür gesorgt werden, dass eine Überregulierung den Fortschritt nicht behindern kann. Dr. Beck formuliert es so: “Wir brauchen eine Balance: Klare Regeln, die Missbrauch verhindern, aber auch Raum für Innovation lassen”.

Jobkiller oder Chance?

Die technologischen Herausforderungen sind nicht die einzigen, die generative KI-Systeme mit sich bringen. Denn sie rufen auch weitreichende gesellschaftliche Ängste hervor. Viele Menschen befürchten, dass Künstliche Intelligenz sie in ihrem Beruf ersetzen könnte. Prof. Dr. Konecny nimmt diesen Ängsten jedoch den Wind aus den Segeln: „Was wir hier erleben, ist nichts anderes als die Angst vor dem Unbekannten – ein Gefühl, das die Menschheit schon bei der Erfindung der Dampfmaschine begleitete. Damals fürchtete man, Maschinen könnten den Menschen ihre Arbeit völlig abnehmen. Doch heute, in einer Ära der Digitalisierung und Automatisierung, gibt es mehr Arbeitsplätze als je zuvor – Milliarden, die neue Möglichkeiten bieten.“

Dennoch bleibt der Wandel der Arbeitswelt eine reale Herausforderung. Vor allem Büro- und Routinejobs, die stark von Automatisierung profitieren, könnten zunehmend von KI-Systemen übernommen werden. Doch es gibt auch eine positive Seite dieser Entwicklung: Handwerkliche Berufe, in denen es auf praktische Fähigkeiten und menschliche Expertise ankommt, könnten sogar an Wert gewinnen. Dr. Beck betont: „Handwerkliche Berufe werden aufgewertet, weil menschliche Fähigkeiten weiterhin unverzichtbar sind. Hier eröffnet sich eine Perspektive, die nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Chance für eine Neuausrichtung der menschlichen Qualifikationen gesehen werden sollte.“

Handwerkliche Berufe werden aufgewertet, weil menschliche Fähigkeiten weiterhin unverzichtbar sind.
Dr. Manuel Beck

Die Angst vor der „Superintelligenz“

Eine der größten Ängste im Zusammenhang mit künstlicher Intelligenz ist die Vorstellung einer „Superintelligenz“, die sich eines Tages der menschlichen Kontrolle entziehen könnte. Solche Ängste sind tief verwurzelt und werden oft durch Science Fiction, dystopische Filme und die Popkultur genährt. Klassiker wie „Terminator“ oder „Matrix“ haben ein Bild gezeichnet, in dem Künstliche Intelligenz zu einer autonomen Bedrohung für die Menschheit wird. Doch wie realistisch ist dieses Szenario?

Viele Experten halten solche Befürchtungen für unbegründet. Der Vorstellung einer außer Kontrolle geratenen Künstlichen Intelligenz erteilt Prof. Dr. Konecny eine klare Absage: „Wenn ein Programm nicht das tut, was wir wollen, schalten wir es aus. Das Gerede von der außer Kontrolle geratenen Künstlichen Intelligenz ist reine Panikmache“, denn heutige KI-Systeme basieren auf menschlicher Programmierung, die festlegt, wie sie funktionieren und welche Grenzen sie nicht überschreiten dürfen.

Der Ursprung solcher Ängste liegt oft weniger in der Technik selbst als in der menschlichen Psyche. Wie bei der Einführung des Internets lösen neue Technologien häufig zunächst Skepsis und Unsicherheit aus. Prof. Dr. Konecny erinnert sich: „Wir Menschen haben seit jeher Angst vor Neuem, vor allem vor dem, was wir nicht sofort verstehen.“

Hinzu komme die dramatische Darstellung von Künstlicher Intelligenz in den Medien, die das Bild einer unkontrollierbaren Bedrohung verstärke. Künstliche Intelligenz wird oft als „Black Box“ wahrgenommen, deren Funktionsweise nicht transparent ist. Das Unbekannte schürt Angst und Misstrauen - dabei ist die Realität viel nüchterner. Dr. Beck betont daher die Wichtigkeit von Aufklärung und Transparenz, um diesen Ängsten zu begegnen: „Wenn die Menschen verstehen, wie KI funktioniert, verlieren diese Szenarien ihren Schrecken“.

Künstliche Intelligenz - Fluch oder Segen?

Generative Künstliche Intelligenz ist weder per se eine Bedrohung noch die Lösung aller Probleme. Ihr Potenzial hängt davon ab, wie wir sie als Gesellschaft gestalten und nutzen. Durch kluge Regulierung, internationale Zusammenarbeit und einen bewussten Umgang können wir die Chancen dieser Technologie nutzen und die Risiken beherrschen.

Unsere beiden Experten sind sich jedoch einig: Generative Künstliche Intelligenz ist eine große Chance für die Menschheit. Sie hat das Potenzial, unsere Gesellschaft zu revolutionieren, Kreativität zu fördern und unser Leben zu verbessern. Doch der richtige Umgang mit ihr ist entscheidend. "KI ist ein Werkzeug, mit dem wir viele Probleme lösen können, von der Energiekrise bis zu schweren Krankheiten. Aber wir müssen die Chance nutzen und KI aktiv mitgestalten", fasst Prof. Dr. Konecny zusammen. Auch Dr. Beck findet klare Worte: „Nicht überregulieren, sondern sicherstellen, dass wir nicht vom Rest der Welt abgehängt werden – genau darum geht es!"

Bildung und Aufklärung sind entscheidend, um die Herausforderungen und Ängste im Zusammenhang mit generativer Künstlicher Intelligenz zu überwinden. Die Menschen müssen verstehen, was Künstliche Intelligenz kann und was nicht, um unbegründete Ängste abzubauen. „Wir brauchen mehr Aufklärung - keine Panikmache. Nur so können wir lernen, mit der Technologie richtig umzugehen“, so Prof. Dr. Konecny.

Die Geschichte technologischer Revolutionen hat immer wieder gezeigt, dass Fortschritt nicht nur Ängste hervorruft, sondern auch neue Arbeitsfelder und Chancen entstehen lässt. So löste die Einführung des Computers in den 80er Jahren zunächst viele Ängste aus, schuf dann aber völlig neue Berufsfelder - vom Softwareentwickler bis zum IT-Berater. Ähnlich wird es mit der generativen Künstlichen Intelligenz sein: Sie könnte die Art und Weise, wie wir arbeiten, grundlegend verändern, aber auch zu neuen Möglichkeiten und Berufsbildern führen.

KI ist ein Werkzeug, mit dem wir viele Probleme lösen können, von der Energiekrise bis zu schweren Krankheiten. Aber wir müssen die Chance nutzen und KI mitgestalten!
Prof. Dr. Jaromir Konecny

Prof. Dr. Jaromir Konecny ist Professor für Künstliche Intelligenz an der SRH Fernhochschule.

Dr. Manuel Beck ist Fachdozent für Wirtschaftsingenieurwesen an der SRH Fernhochschule und Geschäftsführender CSO der Firma Brain4Data GmbH & Co. KG.

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