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Burger statt Wecken: Maximiliane Rall und ihr Fußball-Traum in den USA

Maximiliane Rall ist Profifußballerin und Masterstudentin an der SRH Fernhochschule. Neun Mal trug sie bisher das Trikot der Nationalmannschaft. Jetzt lebt sie ihren Traum bei den Chicago Red Stars in den USA.

Warum sie zwischenzeitlich beim schwäbischen Bäcker jobbte und sich jetzt ihren Traum erfüllt: Wir haben mit ihr über ihren besonderen Karriereweg gesprochen.

Es gibt kein richtig und kein falsch. Wichtig ist ehrgeizig an seinen Zielen zu arbeiten. Gut ist das, was Spaß macht und Erfüllung bringt. So lässt sich Maximiliane Ralls Geschichte zusammenfassen. Bereits früh war ihr klar, dass Fußball nicht alles in ihrem Leben sein soll. Mit ihren Freundinnen beim SV Herrenzimmern im Landkreis Rottweil bedeutete Fußball noch großen Spaß. Traurig der Moment, als ihre beste Freundin wechseln sollte. Aber nicht mit Maximiliane: Obwohl der Trainer des damaligen Zweitligisten VfL Sindelfingen nur Freundin Natalie wollte, entschied Maxi: „Uns gibt’s nur im Doppelpack!“

Talent ist nicht alles

„Ich war nie das größte Talent“, gibt Rall offen zu. Für sie war es harte Arbeit im neuen Team in Sindelfingen. Doch die sollte sich auszahlen. In der B-Jugend-Bundesliga zeigte Maximiliane Rall konstant Leistung und wurde in die Mannschaft der zweiten Liga hochgezogen. Durch einen Fast-Abstieg und viele Abgänge lief ihre erste Saison im Profifußball nicht gut. „Wir haben wirklich jedes Spiel verloren.“ Diese ständigen Niederlagen frustrierten sie so sehr, dass sie beschloss, eine Pause vom Fußball einzulegen. „Ich hatte einfach keine Lust mehr“, erinnert sich die 30-Jährige. 

Brötchen statt Bälle

Während ihrer Auszeit arbeitete sie beim örtlichen Bäcker in ihrem Heimatort. Um 3 Uhr aufstehen, in der Backstube die Bestellungen zusammenstellen und die Brötchen oder „Wecken“, wie man zwischen Schwarzwald und Alb sagt, ausfahren. Um 9 Uhr war Feierabend und Maxi reif fürs Bett. „In dieser Zeit wusste ich echt nicht, ob und wie es fußballerisch weitergehen soll“, erinnert sie sich. Mit dem Abitur in der Tasche und dem Geld aus dem Bäckerei-Job reiste Maxi noch mehrere Wochen durch Marokko. 

Mit Ehrgeiz und Training in die Bundesliga

Nach ihrer Rückkehr veränderte ein Anruf aus Hoffenheim alles. „Ich weiß bis heute nicht, wer mich da angerufen hat“, erzählt sie. Doch dieses Gespräch sollte Maximiliane neue Wege öffnen. Sie wechselte in die zweite Mannschaft der TSG Hoffenheim, gewann dort nach jedem siegreichen Spiel ihre Begeisterung für den Profifußball zurück. „Ich dachte mir, vielleicht klappt es ja doch noch mal mit der ersten Liga.“ Mit viel Ehrgeiz und Trainingsfleiß schaffte Maximiliane den Sprung ins Bundesligateam. Parallel dazu machte sie ihren Bachelor in Psychologie an der Universität Mannheim. „Wenn ich zurückblicke, dann weiß ich gar nicht, wie ich das in Präsenz parallel zum Training geschafft habe“, erinnert sich die neunfache Nationalspielerin. 

Zwischendurch öffnete sich für Maxi auch noch das Kapitel Nationalmannschaft: Im Jahr 2018 kam plötzlich die erste Berufung: „Als der Anruf von Horst Hrubesch kam, dachte ich: Wieso werde ich da jetzt eingeladen? Ich, zusammen mit den großen Spielerinnen von damals, das war aufregend“, erinnert sich Maximiliane.

Ziel erreicht: Champions League mit dem FC Bayern Foto: Maximiliane Rall/imago

Ganz oben angekommen: Bachelor, Nationalmannschaft und Champions League

Mit ihrem Wechsel zu Bayern München erfüllte sich Maximiliane Rall einen Kindheitstraum. „Es war immer mein Ziel, in der Champions League zu spielen“, erzählt sie. Bei Bayern bekam sie die Chance, auf der größten Bühne des europäischen Vereinsfußballs zu stehen. „Dieses Gefühl, das erste Mal die Hymne zu hören, war unbeschreiblich“, erinnert sie sich an ihren ersten Einsatz in der Königsklasse. Für Rall war dies einer der Höhepunkte ihrer Karriere – ein Gänsehaut-Moment, der all die harte Arbeit und Entbehrungen wert war.

Für die EM 2022 in England stand sie noch im erweiterten Kader der Nationalmannschaft. Für das Turnier reichte es dann nicht. Doch wie Maximiliane es stets zu tun pflegt, nahm sie es mit einer gehörigen Portion Realismus: „Für mich ist keine Welt zusammengebrochen. Es war einfach so. Ich konnte immer schon verstehen und akzeptieren, warum bestimmte Entscheidungen gefällt wurden. Ich bin niemand, die sagt, ich bin die tollste und beste, ich muss da jetzt unbedingt mit. Ich bin immer ehrlich zu mir selbst.“

Den Spaß am Fußball in den USA wiedergefunden

Erneut wurde es zäh mit dem Fußballspielen. Ein Traum war jedoch immer präsent: „Einmal in den USA spielen und leben“, erinnert sich Maximiliane. Anfang des Jahres 2024 entschied sich Rall, eine neue Herausforderung anzunehmen und in die USA zu wechseln. Sie unterschrieb bei den Chicago Red Stars in der National Women’s Soccer League (NWSL) und stellte sich damit einer ganz neuen Umgebung. 

Umzug. Neue Kultur. Neuer Klub. Neues Leben.

„Ich wusste nicht mal, wie man in den USA tankt“, beschreibt sie die Herausforderungen, die das Leben in einem fremden Land mit sich bringen. Rall beschreibt ihre ersten Monate in Chicago als eine Zeit des Wachstums und der Anpassung. „Ich dachte am Anfang, ich werde mich hier niemals dran gewöhnen“, gibt sie offen zu. Doch sie fand bald Gefallen an den Herausforderungen des Lebens in einer völlig neuen Umgebung. „Es war wirklich der Hauptgewinn für mich, dorthin zu gehen“, sagt sie über ihre Entscheidung, den Schritt in die USA zu wagen. 

Das Fußballumfeld in den USA unterscheidet sich stark von dem in Deutschland, und für Rall war es eine spannende Erfahrung, diese Unterschiede hautnah zu erleben. „Der Frauenfußball hier ist physischer, schneller, und es gibt viel mehr Zuschauer. Die Taktik steht hier nicht unbedingt im Fokus“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Insgesamt seien die Rahmenbedingungen durchweg besser als in Deutschland. Auch das Leistungsgefälle zwischen den Teams innerhalb der Liga sei deutlich geringer.

Von enthusiastischen Fans und ersten Rückschlägen

Besonders beeindruckt ist sie von der Leidenschaft der amerikanischen Fans, die jedes Spiel zu einem Event machen. „Es ist unglaublich, wie sehr die Leute hier mitfiebern“, sagt sie begeistert. Gleichzeitig betont sie auch, dass nicht alles gut ist. Nach verheißungsvollem Start und vielen Spielen in der Startelf ist sie ein wenig ins Abseits geraten. „Der Trainer kam nach mir in den Club. Und ehrlich gesagt, passe ich nicht perfekt zu dessen Spielsystem. Unser Ballbesitz liegt bei rund 30 Prozent. Wir spielen viel mit langen Bällen. Ich bin offensive Außenverteidigerin. Meine Stärken liegen vorne, in München habe ich viele Tore geschossen. Diese Qualitäten kann ich im jetzigen System kaum einbringen“, bedauert Maxi. Sie nimmt es jedoch sportlich und arbeitet täglich weiter an sich und ihrem Traum. Abgesehen von der Einsatzzeit ist sie sehr zufrieden in den USA.

Mit ihrem flexiblen Fernstudium kann sie die Zeit zwischen den Trainings nutzen und ihren Master-Abschluss vorantreiben. Die Freude darüber, ihren Traum zu leben, überwiegt. „Ich bin da offen und ehrlich zu mir selbst. In der aktuellen Situation so wie wir spielen wollen, da würde ich mich als Spielertyp auch nicht aufstellen. Daher ist es für mich völlig okay, so wie es aktuell läuft“, so ihre Einschätzung.

Die Saison in den USA geht noch bis zum Jahresende. Klingt nach einem möglichen Abschied – zumindest aus Chicago? „Wir werden sehen. Ich bin zufrieden in den USA. Mir gefällt es hier. Ich verschwende keine Energie darauf, mich über Dinge aufzuregen, die ich nicht oder nicht mehr beeinflussen kann. Mein Blick geht nach vorne“, so Rall, die sich einen Verbleib in den USA ebenso wie eine Rückkehr nach Deutschland vorstellen kann. „Ich habe auf jeden Fall noch Lust ein paar Jahre weiterzuspielen.“

Reisebegleiter Fernstudium

Weiter geht es auch mit ihrem Fernstudium. Das hat sie immer dabei. „Wir fliegen fast zu jedem Auswärtsspiel. Die Zeit im Flugzeug nutze ich dann meist fürs Studium“, erzählt Maxi. Viele ihrer Mannschaftskolleginnen in den USA bilden sich neben dem Sport nicht weiter. Verwunderlich findet Sie. „Für mich war immer klar, ich brauche noch etwas neben dem Sport. Etwas für meinen Kopf, etwas ganz anderes, mit dem ich mich nach dem Training beschäftigen kann.“

Für Maxi ist klar, sie möchte ihre Erfahrung aus dem Sport und ihr theoretisches Wissen aus Bachelor und Master in Psychologie später auch beruflich einsetzen. Genauso, wie sie in München von einem Sportpsychologen für die Materie begeistert wurde. Und wir sind uns sicher, dass ein so positiver und sympathischer Mensch wie unsere Studentin ihr Leben weiterhin maximal erfolgreich meistern wird.

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