
Tobias van Aggelen zählt zu den spannendsten Talenten im Deutschen Schwimmsport. Mit seiner heimatverbundenen Art und einem realistischen Blick auf seine sportliche Leistung weckt er im Handumdrehen Sympathien. Hier spricht er über seine Ziele.
Tobias van Aggelen zählt zu den spannendsten Talenten im Deutschen Schwimmsport. Mit seiner heimatverbundenen Art und einem realistischen Blick auf seine sportliche Leistung weckt er im Handumdrehen Sympathien. Hier spricht er über seine Ziele.
Mit noch nassem Haar bekommen wir Tobias via Videoschalte vor die Kamera. Er sitzt in einem Raum mit schwarzen Hochglanzmöbeln und goldfarbenen Lampen. Es sieht nicht nach seinem Geburtsort Büttgen oder dem aktuellen Wohnort - Heidelberg - aus. Darauf angesprochen erklärt der 21-jährige: „Wir sind im Trainingslager in der Ost-Türkei.“
Mit der Nationalmannschaft ist er derzeit im Höhentrainingslager. Der ostanatolische Ort Erzurum auf 1.890 Metern Höhe ist unter den Schwimmsportler:innen bekannt für die schweißtreibende Arbeit an den Grundlagen vor der Saison.
100 und 200 Meter Freistil sind die Lieblingsdisziplinen des jungen Schwimmers von der SG Neuss. Nach der letzten Saison, in der er hinter seinen persönlichen Erwartungen blieb, blickt Tobias realistisch auf die nächste in 2025: „Mein großes Ziel ist, mich mit der Staffel für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Und als zweites wäre ich gerne bei den World University Games in Deutschland dabei.“
Für diese steht ihm im April eine Qualifikationsphase mit zwei Wettkämpfen bevor. „Für die WM bin ich aktuell noch nicht in der Position, dass ich die Norm für den Einzelstart schaffe. Umso schöner wäre daher die Qualifikation für die Universiade“, hofft der junge Schwimmer. Dafür trainiert er diszipliniert Woche für Woche. Insgesamt 12 Einheiten stehen in einer normalen Trainingswoche auf dem Plan. Neun Mal im Wasser, drei Mal im Kraftraum. Und dazwischen? „Ich versuche das Fernstudium genau so intensiv zu betreiben, wie mein Training. An jedem Trainingstag möchte ich auch in meinem Studium einen Schritt weiterkommen“, erklärt Tobias van Aggelen ehrgeizig.
Zu seinem Fernstudium an der SRH Fernhochschule – The Mobile University ist Tobias übrigens über Umwege gekommen. Das ursprüngliche Ziel, Sport an der Sporthochschule Köln zu studieren, scheiterte daran, einen ambitionierten Schwimmverein in Köln zu finden. „Die Pendelstrecke zurück nach Neuss mit zwei Trainingseinheiten pro Tag und einem Präsenzstudium war mir letztendlich zu viel“, erinnert er sich. Für bestmögliche Trainingsbedingungen wechselte er an den Olympiastützpunkt nach Heidelberg. Er stieg ins Präsenzstudium der Sportwissenschaft an der Uni Heidelberg ein. „Mit regelmäßigen Trainingslagern im Ausland und Lehrgängen der Nationalmannschaft wurde es aber schnell zeitlich schwierig.“
Ein Schwimmkollege erzählte ihm vom CORE-Modell der SRH University, dass sich gut mit Leistungssport vereinbaren lasse. Das überzeugte und Tobias setzte sogar noch einen drauf und entschied sich für die volle Flexibilität eines Fernstudiums an der SRH Fernhochschule im Bachelorstudiengang Angewandte Informatik mit Schwerpunkt Wirtschaftsinformatik. Von der Sportwissenschaft zur Informatik? „Das ist erstmal ein riesiger Unterschied, aber nur auf den ersten Blick. Für Sport habe ich eine gewisse Affinität aber mit Informatik habe ich, seit ich denken kann, Kontakt, da mein Vater in der IT-Branche arbeitet“, erklärt der 21-Jährige. Tobias möchte nach seiner sportlichen Karriere die breit gefächerten Möglichkeiten, die die Branche bietet, nutzen, um auch beruflich durchzustarten.
Bei aller Entwicklung möchte er stets auf dem Boden bleiben. Ein Vereinswechsel kam für ihn nie in Frage. „Ich bin dem Verein einfach für vieles dankbar, die Menschen dort sind mir total wichtig und wenn ich so ein wenig zurückgeben kann, mache ich das sehr gern.“ Und so schwimmt Tobias weiterhin für die SG Neuss, bei dem bereits im Grundschulalter mit dem Modernen Fünfkampf alles begann. „Irgendwann machten mir die anderen Disziplinen keinen Spaß mehr aber Schwimmen konnte ich immer ganz gut“, und so nahm Tobias‘ Karriere ihren Lauf. Wenn Freunde mit ihm ins Freibad, Erlebnisbad oder die Therme gehen möchten, ist er aber raus. „Schwimmbadwasser habe ich fast jeden Tag, wenn ich privat Schwimmen will, dann bevorzuge ich immer den See oder das Meer“, gibt er mit einem Schmunzeln zu. Zum Ausgleich spielt er Basketball. Sport muss immer sein.
Sechs Tage die Woche voller Training, dazu ein Fernstudium, finanzielle Unabhängigkeit gibt es im Deutschen Schwimmsport selten. Tobias wird von der Deutschen Sporthilfe finanziell unterstützt. Weil die letzte Saison nicht wie erwartet lief, fiel er aus einer zusätzlichen Förderung. „Natürlich ist der Druck da. Man muss seine Leistungen immer wieder bestätigen, finanziell davon abhängig zu sein, dass hat man immer im Kopf. Ich bin auch wahnsinnig dankbar, dass meine Eltern mich zusätzlich zur Sporthilfe noch unterstützen.“ Langfristig möchte er das ändern: Mit guten Leistungen auf internationaler Ebene und einer möglichen Bewerbung bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr.
Seine sportlichen Ziele formuliert Tobias indes mit einer gehörigen Portion sympathischem Realismus: „Zunächst möchte ich erstmal wieder die Zeiten, die ich mir zum Ziel gesetzt habe, schaffen.“ Sollte das klappen, möchte er „auch mal international in Erscheinung treten.“ Bei allem Realismus und der angebrachten Demut, tropft er dann doch über die Lippen, der Satz mit dem Traum von den Olympischen Spielen. „Natürlich träume ich von 2028 in Los Angeles. Aber Stand heute fällt es mir schwer, darüber zu sprechen, ich weiß einfach nicht, wie sich alles entwickelt.“
Und da ist er wieder der junge, heimatverbundene, fleißige und bescheidene Schwimmer von der SG Neuss und zuckt mit den Schultern: „Ich mache einfach nur meinen Sport, mein Studium und versuche mein Bestes zu Geben.“ Wir wünschen bei all diesen Vorhaben viel Erfolg!
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